Mimi O’Donnell: Die zermürbende Liebe zu Philip Seymour Hoffman - WELT (2024)

Panorama Mimi O’Donnell

| Lesedauer: 4 Minuten

Von Michael Remke

Mimi O’Donnell: Die zermürbende Liebe zu Philip Seymour Hoffman - WELT (1) Mimi O’Donnell: Die zermürbende Liebe zu Philip Seymour Hoffman - WELT (2)

Vor fast vier Jahren starb Philip Seymour Hoffman an einer Überdosis. Nun hat sich seine Witwe Mimi O’Donnell erstmals öffentlich über ihr schwieriges Leben mit dem Schauspieler geäußert – und zu seiner Sucht.

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Philip Seymour Hoffman war ein begnadeter Charakterschauspieler. Einer der besten Hollywoods. Ein Oscar-Gewinner. Zugleich war der „Capote“-Darsteller jahrelang alkohol- und drogensüchtig. Am 2. Februar 2014 kostete ihn das sein Leben. Ein Freund hatte den damals 46-Jährigen tot in seiner New Yorker Wohnung gefunden. Hoffman starb an einer Überdosis Heroin. Die Spritze steckte noch im Arm.

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Fast vier Jahre ist das her. Nun hat seine Witwe, Mimi O’Donnell, sich zum ersten Mal öffentlich in einem Essay in der „Vogue“ über die schwierige Liebe zu Hoffman geäußert. Es ist die Geschichte eines Lebens mit einem Drogensüchtigen. Sie schreibt von ihrer Sorge, den vergeblichen Versuchen, ihm zu helfen, von den Drogen loszukommen: „Ich sagte ihm: ‚Du wirst sterben. Das passiert mit Heroin‘.“

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Jeden Tag sei sie besorgt gewesen. Jede Nacht, wenn er ausging, habe sie sich gefragt: „Werde ich ihn wiedersehen?“ Jahrelang habe Hoffman versucht, von seiner Sucht loszukommen. Mehrere Male sei er sogar freiwillig in eine Entzugsklinik gegangen. Noch kurz vor seinem Tod habe er eine Therapie gemacht, schreibt O’Donnell, selbst Filmregisseurin und Produzentin. Doch Hoffman wurde immer wieder rückfällig. „Wenn ich zurückblicke und darüber nachdenke, wie nah wir uns standen, frage ich mich, ob auch Philipp irgendwie wusste, dass er früh sterben werde.“

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Die beiden lernten sich 1999 bei einem Vorstellungsgespräch kennen. O’Donnell hatte sich bei Hoffman als Maskenbildnerin für ein Theaterstück am Broadway beworben, in dem er die Regie führte. „Ich war damals so aufgeregt“, erinnert sie sich. Hoffman habe ihren Lebenslauf gelesen und nur gesagt, dass sie viel mehr gemacht hätte als er selbst. „Die Chemie zwischen uns passte von Anfang an“, schreibt O’Donnell, die Hoffman als „gutmütigen, zuvorkommenden, sensiblen und liebenden Mann“ beschreibt.

Mit Anfang 20 nahm er zum ersten Mal Heroin

Es dauerte mehr als ein Jahr, bis die beiden offiziell zu einem ersten Rendezvous ausgingen. „Er redete von Anfang an offen und ehrlich über seine Sucht“, erinnert sich O’Donnell. „Er sagte mir, dass es Zeiten gab, in denen er viel getrunken hätte.“ Mit Anfang 20 habe er zum ersten Mal Heroin genommen und mit 22 seinen ersten Entzug gemacht. Er sei bei den Anonymen Alkoholikern gewesen, so wie viele seiner Freunde. Mehr als 14 Jahre lang blieben Hoffman und O’Donnell ein Paar. Als der Schauspieler starb, hatten sie drei gemeinsame Kinder, alle drei noch unter zehn Jahre.

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In ihrer Beziehung schien Hoffman lange seine Dämonen unterdrücken zu können. Erst als dessen Psychotherapeut an Krebs starb, änderte sich das. „Ich würde gerne einen Drink nehmen“, habe er damals gesagt und sie gefragt, was sie davon halte. O’Donnell fand es einen schrecklichen Gedanken und sagte Nein. Das war 2012, während der Theaterproben zum Broadway-Stück „Tod eines Handlungsreisenden“.

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Hoffman trank trotzdem. Bei Alkohol sei es dann aber nicht geblieben, schnell kamen verschreibungspflichtige Medikamente dazu. „Nur das eine Mal“, habe er ihr damals versprochen. Geblieben ist es dabei nicht. Hoffman verfiel erneut seiner Sucht. „Ich bekam Panik, als er wieder mit Heroin anfing“, schreibt O’Donnell. Das war der Moment als sie ihm sagte, dass er sterben werde.

Hoffman musste ausziehen – zum Schutz seiner Kinder

Bis zum Herbst 2013 sei es immer schlimmer geworden. Dann sei er zu ihr gekommen und habe gesagt, er könne so nicht weitermachen. Hoffman suchte Hilfe in einer Entzugsklinik. Drei Monate blieb er danach nüchtern. „Es war ein Kampf. Und es brach mir das Herz, es mit ansehen zu müssen.“ Doch während der Dreharbeiten zum Film „The Hunger Games“ in Atlanta sei er rückfällig geworden. „Im Januar hat er sich immer mehr zurückgezogen“, schreibt O’Donnell. „Ich rief Freunde an und bat sie, auf ihn aufzupassen.“

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Zu diesem Zeitpunkt war Hoffman zum Schutz seiner Kinder bereits in eine Nachbarwohnung gezogen. Auch seine Finanzen überschrieb er seiner Frau. Nach den „Hunger Games“ plante er einen weiteren Entzug, doch dazu kam es nicht mehr.

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„Nachdem er wieder angefangen hatte, Heroin zu nehmen, habe ich stets damit gerechnet, dass er stirbt“, schreibt O’Donnell. Als es dann passierte, habe es sie mit brutaler Gewalt getroffen. „Ich war nicht vorbereitet.“ Sie habe sich gefragt, wie sie es den Kindern beibringen sollte. Noch ein Jahr nach seinem Tod hätten diese Angst bekommen, sobald O’Donnel sich mit Freunden treffen wollte. „Wenn du auch stirbst, wie wissen andere dann, wo sie uns finden können?“, habe ihre jüngste Tochter gefragt.

Fast vier Jahre später sei sein „Tod allgegenwärtig“. Ihre Kinder und sie würden jeden Tag über ihn sprechen. Ein Fortschritt sei es, dass sie heute nicht mehr sofort anfingen zu weinen. Sie spräche über seine guten, aber auch seine schlechten Seiten.

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